Wenn im Freundeskreis plötzlich jemand einen Elternteil oder den Partner verliert, wissen viele nicht, wie sie mit diesem Ausnahmezustand umgehen sollen. Viele Freunde haben keine Idee, was sie zu einem Trauernden sagen sollen oder wie man sich richtig verhält. Ein richtig oder falsch gibt es eigentlich auch gar nicht. Dennoch zählen Empathie, Sensibilität und Aufrichtigkeit zu den wichtigsten Verhaltensweisen gegenüber trauernden Freunden.

Im Folgenden wollen wir versuchen, Freunden von trauernden Menschen zu helfen, für sie da zu sein und sie trösten zu können.

Über den Verlust sprechen

Einige Menschen denken, man sollte Trauernde nicht auf den Todesfall ansprechen und lieber so tun, als sei nichts passiert. Doch diese Verhaltensweise führt leider dazu, dass sich die Trauernden alleingelassen und unverstanden fühlen. Offen über den Verlust sprechen, über die Gefühle und die Ängste der Freunde sprechen, hilft ihnen ungemein. Sie fühlen sich verstanden, nicht allein gelassen. Zudem hilft es Trauernden sehr, ihre Trauer verarbeiten zu können. Trauernde fühlen sich zudem häufig unsicher. Durch Gespräche geben die Freunde Stabilität.

Fragen stellen

Da der Tod häufig immer noch ein Tabuthema ist, ist es für viele schwierig, Fragen dazu zu stellen. Zudem denken viele, es sei pietätslos, nach dem Tod oder der Trauer zu fragen. Aber das ist es nicht. Trauernde freuen sich über die Anteilnahme und erhalten das Gefühl, dass ihre Trauer gewürdigt wird. Natürlich muss man bei der Fragestellung sensibel und einfühlsam bleiben, aber Fragen wie «Wie war deine Mutter?», «Woran erinnerst du dich am liebsten?» oder «Was vermisst du an ihr am meisten?» sind Fragen, über die Trauernde sicherlich sprechen möchten, und ihre Gefühle offenbaren können.

Trauernde denken häufig, dass die Freunde da nicht drüber sprechen möchten, oder dass es unangenehm für die Freunde sein könnte. Sie möchten ihre Freunde nicht mit der Trauer und diesem Thema belasten. Daher ist es gut, wenn die Freunde auf die Trauernden zugehen und Fragen stellen, da sie von alleine nicht unbedingt über die Trauer sprechen werden.

Gefühle zulassen

Natürlich kann es auch vorkommen, dass Trauernde weinen oder wütend werden, wenn sie über ihre Gefühle sprechen. Gefühlsschwankungen sind während der Trauerverarbeitung ganz normal und es kann zwischen Wut, Freude und Trauer alles dabei sein. Diese Gefühle darf man Trauernden aber nicht verwehren, denn sie gehören zur Trauer dazu.

Wenn man selber merkt, dass man emotional wird, sollte man seine Gefühle ebenfalls nicht unterdrücken, sondern sie zulassen. Gemeinsam weinen kann während der Trauer sehr wohltuend und helfend sein. Und wenn man nicht weiss, wie man auf die Tränen der Trauernden reagieren soll, nimmt man sie einfach in den Arm, sofern sie dies zulassen. Es zählt, dass man da ist, dass man die Freunde in dieser schweren Zeit nicht alleine lässt.

Ehrlich sein

Wenn es einen Moment gibt, in dem man mit der Trauer der Freunde überfordert ist und nicht weiss, was man sagen soll oder wie man sich verhalten soll, zählt die Ehrlichkeit. «Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Ich fühle mich hilflos.» ist viel besser, als gar nichts zu sagen oder den Kontakt zu vermeiden. Trauernde werden diese Aussage verstehen, denn sie selber werden sich höchstwahrscheinlich auch oft überfordert fühlen und kennen dieses Gefühl daher zu gut.

Ehrlich sollte man auch sein, wenn man das Gefühl hat, die Trauernden verhalten sich unangebracht oder schieben ihre Trauer als Rechtfertigung für falsche Verhaltensweisen vor. Aber dies sollte so einfühlsam und sensibel wie möglich kommuniziert werden. Es kann sein, dass Trauernde gar nicht merken, wie sie sich verhalten oder wenn sie jemanden verletzt haben. Ein offenes Gespräch kann hier sehr helfen.

Ablenkung schaffen

Natürlich sollen die Freunde ihre Trauer nicht unterdrücken oder überspielen, aber ab und zu sorgt Ablenkung für gute Gefühle, die Trauernde nun brauchen. Viele Menschen in Trauer verbieten sich, glücklich zu sein. Sie denken, sie dürften nicht lachen oder Freude verspüren, sie müssten doch jetzt traurig sein. Vor allem innerhalb von Familien, die jemanden verloren haben, kommt dieses Verhalten häufig vor. Doch natürlich kann jemand in Trauer auch mal fröhlich sein und lachen. Das ist sogar sehr wichtig, um wieder Lebensfreude zu schaffen und den Trauernden ein Zeichen zu geben, dass sie weiterleben können und es irgendwann besser wird.

Etwas Schönes gemeinsames Unternehmen, wie z.B. Shoppen, Essen gehen, Sport machen, einen Ausflug machen – aktive Dinge, die der Person früher Spass gemacht haben, können von den Freunden organisiert werden. Aber man sollte es mit der Ablenkung nicht übertreiben: Natürlich muss man nach wie vor auch über die Trauer sprechen und sich klarmachen, dass ein Ignorieren oder Verdrängen der Gefühle nichts bringt.

Eigene Probleme und eigenes Leben nicht zurückstellen

Viele Freunde von Trauernden neigen dazu, ihr eigenes Leben oder ihre Probleme komplett zurückzustellen, da die Person ja viel Schlimmeres durchmacht, als man selbst. Da möchte man gar nicht über die eigenen Sorgen und Probleme sprechen, da diese ja im Vergleich wie Lappalien erscheinen. Doch Trauernde werden es verstehen, wenn man auch mal von sich spricht und über seine Probleme redet. Es lenkt sie sogar eine zeitlang ab, was guttun kann. Doch natürlich gilt auch hier, dass man es nicht übertreibt. Aussagen wie «Ja dir geht es schlecht, aber was soll ich denn sagen?» sollte man für sich behalten. Man sollte seine eigenen Probleme nicht überdramatisieren und Trauernde damit auch nicht erschlagen.

Nicht abwenden

Sich von trauernden Freunden abzuwenden, da man vielleicht nicht weiss, wie man mit ihnen umgehen soll oder einen die Situation überfordert, ist nahezu das Schlimmste, was man machen kann. Wenn man den Kontakt reduziert oder gar abbricht, fühlen sich die Freunde allein gelassen und schuldig. «Warum wenden sich meine Freunde von mir ab, wo es mir so schlecht geht?» So ein Verhalten ist kaum wieder gut zu machen, denn die Person wird ihre Schlüsse daraus ziehen und im schlimmsten Fall für immer den Kontakt abbrechen. In solch einer Ausnahmesituation ist es enorm wichtig, für Freunde da zu sein und ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind.

Dran bleiben

Es kann gut sein, dass die Person sich verschliesst, nicht ans Telefon geht oder die Tür öffnet. Hier gilt: Hartnäckig bleiben und immer wieder den Kontakt suchen. Reagiert sie trotzig, könnte dies ein Zeichen für fehlende Zuneigung sein. Der Kontaktversuch wird sich irgendwann erfolgreich zeigen und die trauernde Person wird im Nachhinein dankbar für das Engagement sein.

Natürlich muss man respektieren, wenn Trauernde ganz klar sagen, dass sie sich ihre Ruhe wünschen und eine zeitlang allein sein möchten. Aber man kann dennoch auf sensible Weise immer wieder nachfragen, wie es der Person geht, und ob man nicht doch mal vorbeikommen sollte. Trauernde brauchen manchmal einen kleinen Anstoss, nicht mehr allein mit der Trauer zu sein.

Trauer kennt keine zeitliche Begrenzung

Man sollte sich immer wieder klarmachen, dass Trauer nicht zeitlich begrenzt ist. Jeder Mensch trauert anders und benötigt seine individuelle Zeit, um wieder mit dem «normalen» Leben weiterzumachen und mit der Trauer abzuschliessen. Wichtig ist, sich dies zu vergegenwärtigen und an für die Person besonderen Tagen aufmerksamer zu sein, als sonst. Beispielsweise an Weihnachten, am Todestag oder am Geburtstag der verstorbenen Person kann es sein, dass der oder die Trauernde noch emotionaler wird als sonst und Unterstützung benötigt. An diesen Tagen sollte man für die Person da sein, vielleicht etwas Gemeinsames unternehmen und mit ihr über die Gefühle sprechen.

Wenn man nicht weiter weiss …

Wenn Freunde einer trauernden Person das Gefühl haben, sie kommt mit der Situation nicht zurecht und man selbst kann auch nicht helfen, gibt es auch professionelle Hilfe, die man aufsuchen kann. Beispielsweise kann man die Notfallseelsorge kontaktieren oder bei der Dargebotenen Hand der Schweiz anrufen, hier bekommt man Rat, Adressen von Psychologen oder andere Unterstützung. Die Dargebotene Hand kann auch per Mail oder im Chat kontaktiert werden.