Jeder Mensch stirbt anders, jeder Mensch hat seine eigene Sterbephase kurz vor dem Tod. Sie ist bei dem einen kurz, bei dem anderen kann sie sehr lange andauern. Manche Sterbephasen sind von bestimmten Anzeichen geprägt, andere gar nicht. Und doch gibt es einige Anzeichen, wenn der Tod nicht mehr fern zu sein scheint, die bei vielen Sterbenden auftreten. Wir haben einige der Anzeichen, die häufig, aber nicht immer auftreten, für Sie zusammengefasst. Mit dem Bewusstsein über diese Anzeichen und dem Umgang mit jenen hoffen wir, Ihnen in der schweren Zeit des Abschieds von einem geliebten Menschen ein wenig zur Seite stehen zu können.

Der Sterbeprozess – 3 Phasen

Der Sterbeprozess eines Menschen lässt sich laut Medizinern und Wissenschaftlern grob in 3 Phasen einteilen:

  • Die Rehabilitationsphase: In dieser Phase geht es dem schwer Erkrankten meist noch relativ gut und er kann weitestgehend selbstbestimmt leben. Diese Phase kann Monate, selten auch Jahre vor dem Tod eintreten.
  • Die Terminalphase: In dieser Phase nimmt die Krankheit und deren Symptome überhand. Der Erkrankte wird schwächer, das Immunsystem arbeitet nicht mehr so gut und er benötigt mehr Pflege und Unterstützung von anderen. Die Selbstbestimmtheit nimmt ab. Auch diese Phase kann Monate oder Wochen vor dem Tod stattfinden.
  • Die (Prä-)Finalphase: Diese Phase bezieht sich auf den Sterbeprozess und tritt meist einige Tage oder wenige Stunden vor dem Tod ein. Die Vitalfunktionen verringern sich, der Erkrankte wird schwach, bis der Tod eintritt.

Anzeichen des nahenden Todes

Die Anzeichen, die wir im Folgenden beschreiben, beziehen sich hauptsächlich auf die Terminal- und Finalphase, also auf wenige Wochen oder Tage vor dem Todeseintritt. Diese Anzeichen treten, wenn überhaupt, nur bei Menschen auf, die von einer schweren Erkrankung betroffen sind. Unfälle oder Herzinfarkte sind davon natürlich nicht betroffen, da ihr der Tod sehr schnell und nicht schleichend eintritt.

Kein Hunger und Durstgefühl

Viele Sterbende verspüren keinen Hunger und Durst mehr kurz vor ihrem Tod. Dies hat auch damit zu tun, dass Schmerzen weniger intensiv empfunden werden, wenn der Körper keine Nährstoffe mehr aufnimmt. Zudem erschweren Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr den Sterbeprozess. Dennoch ist es wichtig, dem Sterbenden zumindest ein wenig zu trinken zu geben, auch wenn er keinen Durst verspürt. Denn nur so kann eine Mundtrockenheit verhindert werden, die zu Entzündungen, Schluckbeschwerden und Pilzinfektionen (Soor) im Mundraum des Sterbenden führen kann. Eine gute Mundpflege ist wichtig.

Veränderungen des Stoffwechsels

Der Stoffwechsel von Sterbenden verändert sich, er wird langsamer, Körperfunktionen stellen sich ein oder verlangsamen sich. Häufig wird die Nierenfunktion weniger, was auch mit der reduzierten Flüssigkeitsaufnahme zu tun hat. Dann kann es vorkommen, dass der Urin sehr dunkel ist und streng riecht. Der gesamte Körpergeruch kann sich durch den veränderten Stoffwechsel wandeln, manchmal wird dies als unangenehm empfunden. Eine gute Körperpflege und Raumerfrischer, wie Räucherstäbchen oder andere Produkte, können diese Gerüche verbessern.

Veränderung des Bewusstseins

Ebenso wie der Stoffwechsel verändert sich häufig auch das Bewusstsein von Sterbenden. Manchmal sind sie ganz «klar», manchmal trübt es sich und sie erzählen Dinge, die wir Angehörigen nicht verstehen können oder als Unsinn empfinden. Hier ist es wichtig, dem Sterbenden Verständnis entgegenzubringen und auf seine Erzählungen einzugehen. Aktives Zuhören, Nachfragen und Bestätigen der Erzählungen sind dann gute Verhaltensweisen. Belehrungen oder Aussagen wie «Was erzählst du denn da, das ist doch Unsinn!» sind in dieser Zeit nicht angebracht.

Der Sterbende befindet sich kurz vor dem Tod meist im Geiste schon «auf dem Weg» aus dem Leben gehen und sieht daher vielleicht Dinge, die wir nicht verstehen können. Manchmal schliessen Sterbende auch derart mit vergangenen Problemen ab und durchleben gewisse Szenarien nochmals. Daher ist Verständnis hier sehr wichtig. Häufig befindet sich der Sterbende in dieser Zeit im Halbschlaf oder hat die Augen geschlossen, da er keine Kraft mehr hat, diese offenzuhalten. Er wirkt den Angehörigen gegenüber abwesend, der Blick ist getrübt.

Manchmal sind Sterbende aber auch die letzten Stunden oder Tage vor Ihrem Tod noch einmal ganz klar, sie blühen noch einmal auf, haben wieder Appetit und Durst und wirken, als würde es ihnen wieder besser gehen. Dies kann darauf hindeuten, dass es der letzte Energieschub kurz vor dem eintretenden Tod ist.

Veränderung des Atems

Durch den veränderten Stoffwechsel und die immer weniger werdenden Körperfunktionen verändert sich auch der Atem von Sterbenden. Er wird meist schneller und flacher, oder aber er ist sehr unregelmässig und verlangsamt. Manchmal kommt es auch zu röchelnden Geräuschen beim Atmen von Sterbenden. Dies liegt daran, dass sie den angesammelten Schleim im Hals nicht mehr abhusten können. Sofern dieses Röcheln nicht zu stark ist, beeinträchtigt es den Sterbenden aber nicht. Das Geräusch kann vermindert werden, indem der Oberkörper des Sterbenden hochgelagert oder er in eine Seitenlage gebracht wird.

Veränderte Durchblutung

Die Körpertemperatur von Sterbenden nimmt meist ab, der Puls wird schneller und schwächer, dadurch verändert sich auch die Durchblutung. Arme und Beine werden kälter, weshalb oft Wärmflaschen oder dicke Socken eine gute Lösung sind.

Körperfunktionen nehmen ab

Die Hirnaktivität wird kurz vor dem Tod weniger und auch das Seh- und Hörvermögen nimmt ab. Häufig müssen Angehörige ganz nah an den Sterbenden herantreten, um ihn noch verstehen zu können oder um ihm etwas zu sagen. Wenn die Stimme ganz versagt ist es sinnvoll, vorher einige Zeichen zu vereinbaren. Ein leichter Händedruck beispielsweise könnte für «Ja» stehen, zwei Mal drücken für «Nein». Zudem ist es wichtig, sehr einfühlsam mit dem Sterbenden umzugehen und herauszufinden, was er möchte.

Wenn er nicht mehr richtig sprechen kann, muss man herausfinden, ob es ihm gut geht und er etwas braucht. Manchmal haben Sterbende die Augen zu und möchten ganz für sich sein, sind aber dennoch wach. Hier ist es dann wichtig herauszufinden, ob man mit ihnen reden sollte, oder lieber schweigt und nur seine Hand hält. Durch Beobachtung des Verhaltens und ein wenig Einfühlungsvermögen wird man dies feststellen können.

Anzeichen wenige Stunden vor dem Tod

Es gibt ein paar wenige Anzeichen, die auf den bald eintretenden Tod hindeuten. Aber auch hier sei wieder darauf hingewiesen, dass diese nicht immer und bei jedem auftreten.

  • Dazu gehören, dass die Augen sehr eingefallen und tiefer wirken als sonst. Auch die Pupillen verändern sich und reagieren kaum noch auf Licht.
  • Meistens steht auch der Mund offen kurz vor Todeseintritt, da die Muskulatur hier nachlässt.
  • Die Farbe des Gesichts kann sich zudem verändern, Nase und Mund wirken dann etwas gräulich.
  • Es können sich dunkle Flecken an der Körperunterseite bilden, die sich vor allem an Händen und Füssen zeigen. Diese deuten ebenfalls daraufhin, dass bald der Tod eintreten wird.
  • Atempausen werden länger und der Puls immer schwächer.

Das Sterben zulassen

Natürlich möchten wir Angehörigen nicht, dass unser geliebter Mensch von uns geht und stirbt. Aber wir müssen es akzeptieren und auch zulassen, wenn der Sterbende seinen Tod wünscht und sich darauf eingestellt hat, zu gehen. Meistens sind Sterbende kurz vor dem Tod sehr erleichtert und wirken glücklich, bevor das Herz aufhört zu schlagen. Wir sollten die Wünsche des Sterbenden und sein Verhalten respektieren und akzeptieren und einfach für ihn da sein, so gut es geht.