Wenn ein geliebter Mensch verstirbt, ist dies das schrecklichste, was man sich vorstellen kann. Doch wenn es ein Kind ist, ist es besonders hart für die Familie und es wird eine noch grössere Ungerechtigkeit empfunden. Gerade erst hat das Kind das Licht der Welt erblickt und schon soll es wieder von der Erde gehen? Solch ein Schicksalsschlag ist unvorstellbar und nicht in Worte zu fassen.

Wie geht man als Freund oder guter Bekannter der Eltern um, die gerade ihr Kind verloren haben? Was sagt man, wie verhält man sich?

Es gibt keine Regeln für den Umgang mit Trauernden

Natürlich gibt es kein Patentrezept oder einen Katalog von Sprüchen, die in solch einer unglaublich schweren Situation angebracht wären. Egal was man sagt oder tut, es wird das Kind nicht zurückbringen. Aber dennoch gibt es ein paar Wege, behutsam mit den Eltern umzugehen und ihnen beizustehen. Wir nennen Ihnen im Folgenden einige dieser Wege.

Natürlich ist jeder dieser Vorschläge für den Umgang mit den Eltern immer auf die individuelle Situation abzuwägen. Bei der einen Familie mag ein Vorschlag passend erscheinen, bei der anderen nicht. Sie als Freund oder Verwandter werden es spüren, was angebracht ist und was nicht.

Anteilnahme zeigen

Das wichtigste überhaupt ist wohl, dass Sie zeigen, dass Sie für die Eltern da sind. Signalisieren Sie Ihr liebevolles Interesse an den Eltern und zeigen Sie, dass Sie immer in der Nähe sind und helfen möchten. Zeigen Sie Ihre eigene Trauer durchaus auch, Sie müssen sie keineswegs verheimlichen oder unterdrücken.

Hilfe und Verständnis

Die Eltern können in solch einer schweren Situation zu extremen Verhaltensweisen neigen. Trauer, Wut, Aggression – alles kann sich mischen oder abwechseln. Zeigen Sie Verständnis für das Verhalten der Eltern, egal, wie unpassend es Ihnen vielleicht erscheint. Bleiben Sie ruhig und unterstützen Sie die Familie, wo Sie nur können. Bieten Sie Hilfe an.

Vermeidung ist schlecht

Meiden Sie die Familie nicht. Auch wenn Sie denken, dass die Eltern vielleicht alleine sein möchten, ist es immer wichtig für diese zu wissen, dass Sie da sind und Interesse an ihnen und ihrer Situation haben. Wenn Sie den Kontakt reduzieren oder die Familie meiden, könnte diese sich alleingelassen und «speziell» behandelt fühlen. Das wollen sie aber vielleicht gar nicht. Im schlimmsten Fall denken sie, sie seien Ihnen egal und der Tod des Kindes interessiere Sie nicht.

Das Richtige sagen

Es gibt nicht den richtigen Satz oder richtigen Spruch in dieser Ausnahmesituation. Oftmals weiss man als Freunde nicht, was man zu den Eltern sagen soll. Ein „Das wird schon wieder“ erscheint hier völlig unangebracht. Sie müssen aber gar nichts besonderes erfinden oder vorher überlegen. Seien Sie ehrlich, wenn Ihnen die Worte fehlen. Manchmal muss man auch gar nichts sagen, sondern eine Umarmung reicht aus. Ein „Es tut mir so leid“ kann genauso viel Trost spenden, wie eine Umarmung. Sagen Sie das, was Sie fühlen oder sagen Sie nichts, wenn Ihnen danach ist und Ihnen die Worte fehlen. Künstlich etwas ausdenken und Monologe führen sind eher unangebracht.

Anmassende Bemerkungen vermeiden

Ein «Ich weiss, wie du dich fühlen musst» oder «Ich kann mir vorstellen, wie es euch geht» sollte nicht unbedingt gesagt werden, wenn Sie nicht tatsächlich einen gleichen Verlust erlebt haben. Diese Äusserung kann auf die Eltern sonst anmassend wirken, denn keiner, der nicht schon mal ein Kind verloren hat, wird verstehen können, wie sich die Eltern jetzt fühlen.

Tränen zulassen

Wenn Ihnen nach Weinen vor den Eltern zumute ist, dann weinen Sie. Die Tränen müssen nicht unterdrückt werden. Und auch, wenn Sie Angst haben, dass die Eltern dann mitweinen: Es ist in Ordnung. Gemeinsames Weinen kann für den Trauerprozess sogar förderlich sein und heilend wirken. Zudem signalisiert es den Eltern, dass Sie dem Kind, den Eltern und der ganzen Familie eine Anerkennung entgegenbringen und Ihnen der Verlust sehr nahegeht.

Keine Rechtfertigung/ Erklärung suchen

Nichts kann den Tod eines Kindes erklären oder gar rechtfertigen. Behalten Sie Phrasen wie «Es hat alles irgendwie einen Sinn» oder «Gott hat es so gewollt» für sich. Es ist vielleicht lieb gemeint, aber solche Rechtfertigungen werten den Tod des Kindes ab. Es gibt einfach nichts Positives an dem Tod eines Menschen und das müssen Sie akzeptieren. Manche Dinge kann man leider nicht erklären oder einen Sinn darin finden.

Zuhören

Signalisieren Sie, dass Sie für die Eltern da sind und fragen Sie, ob diese mit Ihnen sprechen möchten. Zum Verarbeiten der Trauer kann es vorkommen, dass die Eltern immer wieder über die Umstände des Todes oder Ihre Fassungslosigkeit reden möchten. Hören Sie ihnen ruhig zu, werten Sie nicht und seien Sie einfach für die Eltern da. Sie brauchen jetzt mehr denn je einen Zuhörer, dem Sie all Ihre Gefühle und Gedanken mitteilen können.

Nicht verurteilen

Versuchen Sie, die Eltern nicht zu be- oder verurteilen. Alle Verhaltensweisen, die die Eltern jetzt zeigen, seien sie noch so extrem, sind für diese Ausnahmesituation normal. Auch wenn in Ihren Augen vielleicht das Verhalten unangebracht erscheint, behalten Sie dies lieber für sich. Die Eltern müssen diese extremen Phasen durchleben, auch dies gehört zum Trauerprozess dazu. Sätze wie «Das solltest du nicht» oder «Du solltest lieber dies und jenes tun» sollten Sie vermeiden. Selbst wenn Sie der Meinung sind, die Eltern tun sich mit ihrem Verhalten nur noch mehr weh, lassen Sie sie. Die Eltern werden irgendwann selbst merken, wann Ihnen etwas gut oder schlecht tut in der Situation.

Helfen

Seien Sie immer präsent, wann Sie können. Helfen Sie von sich aus. Erledigen Sie Einkäufe, kümmern Sie sich um die anderen Kinder, oder erledigen Sie einfach Dinge, die Ihnen auffallen, die gemacht werden müssen. Das kann schon das Putzen des Badezimmers oder das Füttern des Haustieres sein. Sagen Sie nicht «ruft mich an, wenn ihr Hilfe braucht», das wird höchstwahrscheinlich nicht passieren. Bieten Sie lieber aktiv spezielle Hilfe an oder machen Sie einfach direkt Dinge, die getan werden müssen.

Die Kinder betreuen

Wenn es noch weitere Kinder in der Familie gibt, kümmern Sie sich besonders um die Geschwisterkinder. Oft zeigen diese ihre Trauer nicht, weil sie ihre Eltern nicht noch trauriger machen wollen. Geschwister leiden häufig sehr stark unter dem Verlust des anderen Kindes, sie haben grosse Schuldgefühle und kommen oft zu kurz in der Trauerphase. Seien Sie für die Kinder da, unternehmen Sie etwas mit ihnen und reden Sie mit ihnen.

Nicht tabuisieren

Sprechen Sie den Namen des verstorbenen Kindes bewusst aus. Der Name sollte kein Tabu sein. Indem sie über das Kind sprechen, signalisieren Sie den Eltern, dass sie sich ebenfalls an das Kind erinnern und die Eltern damit nicht alleine sind. Machen Sie dies natürlich nur, wenn die Eltern es auch wollen und können. Wenn sie den Namen nicht aussprechen können oder ihn nicht hören wollen, dann müssen Sie dies akzeptieren.

In Erinnerungen schwelgen

Wenn es für die Eltern in Ordnung ist, sprechen Sie über das Kind. Teilen Sie mit den Eltern Erinnerungen, erzählen Sie witzige Anekdoten von früher. Gemeinsam an das Kind denken, kann den Eltern beim Trauern helfen. Und auch Lachen, wenn es eine witzige Geschichte gab, sollte nicht unterdrückt werden. Gemeinsam lachen kann sehr heilend wirken. Es fühlt sich vielleicht falsch an, da Sie denken, Sie «müssten» jetzt traurig sein. Aber es hilft nicht, das Kind nur traurig in Erinnerung zu behalten. Höchstwahrscheinlich war es ein fröhliches Kind, und so wollen Sie doch auch gemeinsam an das Kind denken.

Termine bedenken

An besonderen Tagen wie z.B. dem Geburtstag des Kindes können Sie die Eltern besuchen, anrufen oder ihnen eine Karte schicken. Dies zeigt den Eltern, dass das Kind in Ihrem Herzen weiterlebt und Sie es nicht vergessen haben.

Zu Aktivitäten animieren

Sie können versuchen, den Eltern irgendwann langsam wieder gemeinsame Aktivitäten vorzuschlagen. Zum Beispiel Essen gehen, spazieren oder ins Kino gehen. Auch wenn die Vorschläge anfangs vielleicht abgelehnt werden, versuchen Sie es immer mal wieder. Natürlich ohne aufdringlich zu sein und die Eltern zu bedrängen. Irgendwann werden sie vielleicht ja sagen und sich freuen, etwas mit Ihnen zu unternehmen und von der Einsamkeit und Trauer abgelenkt zu sein.

Zeit geben

Es gibt keine Vorschrift, wie lange jemand trauert. Dies ist bei jedem unterschiedlich und jeder sollte sich so lange Zeit nehmen, wie er braucht. Auch wenn es Ihnen zu lange erscheinen mag, vermeiden Sie Aussagen wie «Du musst dein Leben wieder anpacken» oder «Du musst langsam wieder arbeiten». Akzeptieren Sie die Zeit, die die Eltern brauchen. Wenn sie sich selber darüber beschweren, dass sie sich nicht konzentrieren können und immer noch sehr viel weinen müssen, sagen Sie ihnen, dass dies normal ist und Trauer einfach seine Zeit braucht.

Veränderungen akzeptieren

Höchstwahrscheinlich werden die Eltern sich verändern nach dem Tod ihres Kindes. Es kommt sehr häufig vor, dass ein Rollenwechsel stattfindet oder neue Verhaltensweisen angenommen werden. Akzeptieren Sie das neue Verhalten und gehen Sie sensibel mit den Veränderungen um.

Auf helfende Gruppen & Menschen hinweisen

Es gibt viele Gruppen, wie z.B. die Verwaisten Eltern, wo sich Eltern, die ihre Kinder verloren haben, austauschen können. Hier gibt es viel Verständnis und gleiche Erfahrungen. Diese Menschen können den Eltern helfen, Dinge besser zu verstehen und mit ihrer Trauer klarzukommen. Verweisen Sie an derartige Gruppen oder Menschen, von denen Sie denken, dass sie die Eltern verstehen könnten.

Kontakt halten

Melden Sie sich häufig, zeigen Sie, dass Sie nach wie vor für die Eltern da sind. Nach der Beerdigung oder dem Jahrestag muss die Trauer nicht vorbei sein und sollte für Sie auch nicht bedeuten, dass Sie sich nun nicht mehr melden müssen. Zeigen Sie den Eltern, wie wichtig diese für Sie sind und seien Sie einfach für Sie da. In guten und in schlechten Zeiten.