Jeder Mensch kommt mindestens einmal im Leben in die Situation eines Verlustes. Einige öfter, andere seltener. Trauer ist der emotionale Zustand, in den ein Mensch verfällt, wenn er einen Verlust erlitten hat. Dieser Verlust muss nicht immer ein Todesfall sein. Auch die Trennung vom Partner, der Verlust des Arbeitsplatzes oder der Eintritt einer chronischen Krankheit können Auslöser für Trauer sein.

Veränderung der eigenen Persönlichkeit

Trauer ist einer der grössten seelischen Schmerzen, die ein Mensch empfinden kann. Sie kann Gefühle verschiedener Arten hervorrufen. Dazu gehören zum Beispiel ein Rückgang der Lebensfreude, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Es ist meist der emotionalste Prozess, den ein Mensch in seinem Leben durchleben muss. Erst dann verstehen Menschen erst, was der Tod eigentlich bedeutet. Die emotionale Belastung bewirkt oft eine Verzerrung der Welt- und Selbstwahrnehmung und lässt einen an vielem zweifeln, was vorher selbstverständlich war. Diese Belastung wirkt sich jedoch oft nicht nur temporär, sondern langfristig auf einen Menschen aus. Diese Grenzsituation kann einen Menschen in seinem Wesen verändern und oft auch zerbrechen. Menschen, die Trauer durchleben mussten, werden oft nachdenklicher und entwickeln eine andere Sicht auf das Leben. Nicht selten gibt es das Phänomen des «Das Leben ist kurz, lebe jeden Tag, als könnte es dein letzter sein!»

Trauer ist wichtig für die Gesundheit

Im Trauerprozess wird vielen Menschen das erste Mal bewusst, wie Körper und Seele miteinander zusammenhängen. Oft wird durch starke Trauer auch der Körper angegriffen. Krankheiten brechen aus oder Symptome verschlimmern sich. Gerade deshalb benötigt nicht nur die Seele, sondern auch der Körper Entlastung. Und das funktioniert meistens nur, indem man sich intensiv mit der Trauer und dem Verlust auseinandersetzt. Dies kann in Form von Gesprächen oder Tagebucheinträgen vorgenommen, aber auch durch eine besondere Kleidung verdeutlicht werden. In der heutigen Gesellschaft ist Kleidung das, was uns als Menschen nach aussen hin zeigt. Sie schützt und wärmt uns. In unserer Kultur hat sich die Farbe Schwarz als Trauerfarbe etabliert. In dieser Farbe gekleidet fühlen sich viele Trauernde oft besser und geschützter. Doch das sollte jeder für sich selbst ausprobieren.

Trauerphasen

Um sich besser mit dem Thema Trauer auseinander zu setzen, hat es sich bewährt, diese in verschiedene Phasen zu unterteilen. So weiss man selbst, in welcher Phase man sich gerade befindet und kann damit besser umgehen.

Viele Psychologen haben verschiedene Phasen definiert. Wir möchten uns an den Phasen der Schweizer Ärztin Dr. Elisabeth Kübler-Ross orientieren.

1. Phase: «Den Verlust nicht verstehen und nicht wahr haben wollen»

In der ersten Phase versucht der Mensch, den Verlust zu verleugnen, ihn zu verdrängen und ihn nicht mehr als real anzusehen. Oft wirken Menschen in der ersten Trauerphase sehr empfindungslos und wenig empathisch. Man hat das Gefühl, in einem Traum zu sein, aus dem man aufwachen möchte. Dieser Schock-Zustand kann von einigen Tagen bis über mehrere Wochen dauern. Innerhalb dieser Phase kommen zudem die meisten organisatorischen Aufgaben auf einen zu, weshalb viele Trauernde dann das Gefühl bekommen, lediglich zu funktionieren und nicht mehr zu leben.

2. Phase: «Die Emotionen kommen über einen»

Irgendwann kommt der Punkt, an dem man es nicht mehr schafft, auch körperlich, seine Emotionen zurückzuhalten. Dann strömen alle Gefühle auf einen ein, was zum Teil kaum auszuhalten ist. Diese Gefühle werden oft durch die Beziehung und die letzten Momente zu dem Verstorbenen geprägt. Schuldgefühle durch Nicht-Gesagtes oder aggressive Gefühle, weil man nichts tun kann und konnte. Viele Emotionen stehen im Widerspruch zu anderen, weshalb diese Trauerphase sehr schwer zu durchleben ist. Viele Trauernde versuchen den Zorn auf andere, jedoch unschuldige Personen, zu verschieben. Erst wenn man es schafft, sich auf das Gefühlschaos einzulassen und auch zulässt, wütend auf den Verstorbenen zu sein, weil er einen mit den Gefühlen alleine gelassen hat, kann man die Trauerphase durchstehen und in die nächste übergehen.

3. Phase: «Kontakt suchen»

In dieser Phase versucht der Trauernde den Verstorbenen in allen möglichen Lebenslagen zu suchen und zu finden. Gespräche und Unternehmungen mit Freunden und Verwandten des Verstorbenen, sowie wiederholtes Ansehen von Fotos helfen Trauernden, sich den Verstorbenen zurück zu holen.

Auch in Träumen oder Phantasien versuchen Trauernde den Verstorbenen wieder zu sehen. Dieses viele Durchleben alter Situationen gibt dem Trauernden die Möglichkeit, in der Gegenwart einen neuen Platz für den Verstorbenen zu finden.

4. Phase: «Weitermachen und umorientieren»

Der Verlust wurde realisiert und akzeptiert. Viele Trauernde versuchen daraufhin, etwas Neues in ihrem Leben zu schaffen oder etwas Grosses zu verändern. Oft verstehen die Personen, mit denen man die meiste Zeit während der Trauerphasen verbracht hat, diese drastischen Veränderungen nicht. Doch für einen Trauernden ist es besonders wichtig, Veränderungen vorzunehmen, um ein neues Leben zu schaffen, in dem der Verstorbene einen neuen Platz hat. Dazu ist auch das Schliessen von neuen Beziehungen wichtig.

Auch Rückfälle in frühere Trauerphasen sind immer möglich. Oft wird der Verlust auch ein paar Jahre später nochmal hochgeholt und verarbeitet.

 

Trauer ist wichtig und jeder trauert anders und richtig

Diese Trauerphasen wechseln nicht von heute auf morgen, sondern gehen langsam ineinander über. Wichtig ist vor allem, jeden Trauernden so trauen zu lassen, wie er es braucht. Auch Veränderungen, die ein Trauernder in seinem Leben vornimmt, sollten von Freunden und Verwandten akzeptiert werden, da dies ein elementarer Schritt in der Trauerarbeit ist.

Lassen Sie sich daher nicht von Stimmen Anderer verunsichern und tun Sie das, was Ihnen gut tut!