Ein neues Baby wird geboren und ein geliebter Mensch verstirbt: Gegensätzlicher könnten die Gefühle, die wir in so einem tragischen Moment empfinden, nicht sein: pure Freude und Euphorie trifft unendliche Traurigkeit und Verzweiflung. Wie geht man mit so einer schwierigen Situation um?

Viele Mütter, oder werdende Mütter wissen in solch einer Situation nicht wie sie sich fühlen sollen. Muss ich jetzt traurig sein und darf mich nicht über mein Baby freuen? Immerhin ist eine mir sehr nahestehende Person gerade gestorben. Habe ich überhaupt noch Kraft und Energie, mich um mein Baby zu kümmern, wenn gerade meine Mutter oder mein Vater verstorben ist?

Emotionaler Stress für Körper und Seele

Zwei derart gegensätzliche Gefühle gleichzeitig zu verarbeiten, bedeutet grossen emotionalen Stress für Psyche und Körper. In vielen Fällen reichen Freunde und Verwandte als Unterstützung hier nicht aus, sondern professionelle Hilfe in Form von einer Gesprächstherapie sind nötig.

Der individuelle Fall entscheidet über die Situation

Natürlich geht jeder Mensch anders mit derartig starken und quasi miteinander unvereinbaren Gefühlen um. Es gibt Menschen, die beide Gefühle verarbeiten können, ohne dass sie externe Hilfe dazu benötigen. Zudem hängt die Trauer auch vom individuellen Todesfall ab. War der bald eintretende Tod einer geliebten Person abzusehen, z.B. aufgrund einer schweren Krankheit, ist es im gewissen Sinne einfacher damit umzugehen, als wenn ein plötzlicher, unerwarteter Tod eintritt. Denn im ersten Fall hat die Schwangere oder Mutter Zeit, sich auf den baldigen Tod und damit einhergehenden Verlust einzustellen, sich mental darauf vorzubereiten.

Stirbt nun aber plötzlich die Mutter, der Vater oder der Partner, z.B. aufgrund eines Unfalls, dann ist es natürlich extrem schwierig, mit dieser Situation klarzukommen. Denn gleichzeitig steht eigentlich das schönste Gefühl der Welt bevor: das eigene Baby in den Händen halten.

Was ist richtig und was falsch?

Die Fragen, wie man sich als Mutter verhalten soll, wenn man eigentlich trauert, aber sich um das Neugeborene kümmern soll, sind nicht leicht zu beantworten. Viele Mütter haben Angst, dass ihr Kind merkt, wenn sie immer traurig sind und sie es dadurch negativ in der Entwicklung beeinflussen. Andere wissen nicht, ob sie sich fröhlich verhalten dürfen, wenn nun z.B. Mutter oder Vater alleine sind, und ob man sich nicht eigentlich mehr um den Elternteil kümmern müsste, statt um das Kind.

Verdrängung schadet der Psyche

Eine universelle Antwort gibt es in solch einer schwierigen Situation nie, sicherlich ist aber Verdrängung die falsche Vorgehensweise. Wenn Gefühle – egal ob die positiven oder negativen – verdrängt werden, wird die Psyche irgendwann darunter leiden und es kann zu einem Zusammenbruch kommen.

Mit jemandem Sprechen tut gut

Psychologen raten, dem Kind von dem Verlust zu erzählen, und die eigenen Gefühle mitzuteilen, auch wenn es einen noch gar nicht versteht. Darüber Sprechen – egal ob mit dem eigenen Baby oder mit Freunden, Verwandten oder einem Psychologen ist oftmals die beste Hilfe, um mit dem Gefühlschaos klarzukommen.

Nur Sie entscheiden, wie Sie sich fühlen dürfen

In dieser schweren Situation sind alle Gefühle erlaubt, und man sollte sie möglichst auch rauslassen. Egal ob Sie weinen müssen, wütend sind, fröhlich oder verwirrt, verdrängen Sie Ihre Gefühle nicht. Keiner hat in dieser Situation zu entscheiden oder darüber zu urteilen, wie Sie sich fühlen dürfen oder sollen – das können nur Sie selbst.

Schwangere kommen laut Psychologen sogar meistens besser mit einer derartigen Situation klar, als viele es erwarten würden. Denn während einer Schwangerschaft kommt es ohnehin zu einem Gefühlschaos und fortwährendem Wechsel zwischen Traurigkeit und Glücksgefühlen. Daher wissen Schwangere oft, wie sich ein solches Gefühlswirrwarr anfühlt und können in solch einer schwierigen Situation besser mit dieser umgehen.

Hilfe und Unterstützung sind wichtig

Was wichtig ist in einer derartigen emotional belastenden Situation: Sich Unterstützung holen. Sie sollten nicht alleine sein, wenn eine von Ihnen geliebte Person gerade von Ihnen gegangen ist und Sie sich zugleich um Ihr Baby kümmern müssen. Ob Freunde, Familie oder doch ein Psychologe, bleiben Sie auf jeden Fall nicht allein mit Ihrer Trauer und der Freude für das Baby. Sprechen Sie mit jemandem und lassen Sie sich auch helfen, bzw. bitten Sie andere um Hilfe, wenn Sie nicht mehr weiterwissen. Das ist völlig legitim und angebracht in einer derartigen Situation.

Das Baby kann Trost spenden

Zwar ist es nur ein kleines Baby, das noch nicht sprechen oder laufen kann, aber es kann Ihnen sehr bei der Trauerbewältigung helfen. Je mehr Sie mit Ihrem Baby sprechen, es in den Arm nehmen, wenn Sie traurig sind, oder es einfach nur ansehen, wenn es Ihnen schlecht geht – es wird Ihnen helfen. Ein Baby kann sehr viel Trost spenden, wenn gerade ein geliebter Mensch von Ihnen gegangen ist.

Ein neues Leben auf den Weg bringen

Und letztendlich halten Sie ein neues Leben in den Armen, um das es sich jetzt zu kümmern gilt. Diese Aufgabe sollten Sie sich immer wieder bewusstmachen. Denn in jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, und Ihre Lieben werden sicherlich von oben runtersehen und wären glücklich darüber, dass Sie sich so gut um Ihr Neugeborenes kümmern.